Heutzutage wird es immer schwerer unsere Konzentration auf Dinge wie Lernen, Arbeiten oder richtiges Nachdenken zu lenken.
Dabei sind genau das die Dinge, die uns im Leben weiterbringen.
Denn das sind nur oberflächliche Symptome für ein eigentlich komplett anderes Problem.
Trotzdem werden in Videos immer wieder Erkenntnisse, wie die aus einer Microsoftstudie von 2015 wiederholt:
Wir haben im Schnitt nur noch eine Aufmerksamkeitsspanne von 8 Sekunden.
TikTok kam erst 2016 auf den Markt und demnach müssten wir heute wahrscheinlich bei -10 Sekunden liegen.
Aber so einfach ist das nicht.
Wenn wir grundsätzlich eine kurze Aufmerksamkeitsspanne hätten, dann könnten wir nicht 2 Stunden auf TikTok verschwenden.
Oder wir könnten keine Netflix-Serien schauen.
Wir könnten schon gar nicht Kinofilme wie Oppenheimer gucken ( 180 Minuten lang).
Wenn du wirklich nur eine Konzentrationsspanne von 8 Sekunden hättest, dann wärst du jetzt schon wieder woanders und würdest hier gar nicht weiter lesen.
Das Problem ist nicht deine Aufmerksamkeitsspanne
Der erste eigentliche Grund für unsere Probleme ist, dass die Entwicklungen der Welt von heute zu einem Verhalten bei uns allen geführt haben:
Wir haben ein extrem zeitkritisches Denken entwickelt.
Denn wir leben im Informationszeitalter.
Heutzutage werden in 48 Stunden so viele neue Informationen generiert wie die gesamte Menschheit bis 2003 insgesamt erzeugt hat. (laut Ex-Google Vorstand)
Es ist nicht so, dass wir uns nicht auf etwas konzentrieren können, sondern dass wir uns nicht auf alle Informationen konzentrieren wollen.
Sonst würden wir verrückt werden.
Was unsere Zeit wert ist, entscheiden wir basierend darauf, ob es uns in irgendeiner Weise anspricht. Durch neue Informationen, durch spannende Ereignisse oder ähnliches.
Bei Kurzvideos entscheiden die meisten das nicht nach 8 Sekunden, sondern eher nach 3 Sekunden.
Bei YouTube-Videos wird meistens eher nach 10 Sekunden entschieden.
Und bei Podcasts, Serien oder Filmen haben wir nochmal etwas mehr Geduld.
Nehmen wir mal diesen Beitrag hier: Du hast dich bis zu dieser Stelle bewusst oder unterbewusst schon mehrfach gefragt, ob es deine Zeit wert ist weiterzulesen.
Aber du hast gemerkt, dass ich viel Arbeit und Mühe in meine Inhalte stecke und dich deshalb dafür entschieden.
Langeweile gibt es nicht mehr
Der zweite Grund ist, dass wir durch all diese Informationen keinen Raum mehr für ruhige Momente haben.
- Wenn wir zu Hause sind, schauen wir Videos & Serien.
- Wenn wir einkaufen gehen, hören wir Musik.
- Wenn wir Auto fahren, hören wir Podcasts.
- Wenn wir in der Uni sind, sitzen wir in Vorlesungen.
- Wenn wir in der Bahn sitzen schauen wir Kurzvideos.
- etc.
Durch diesen ununterbrochenen Zufluss an Informationen bleibt kaum Zeit für deine eigenen Gedanken. Die werden die ganze Zeit unterdrückt.
Erst in Momenten wie beim Lernen ist es endlich ruhig genug, damit deine eigenen Gedanken sich auch mal melden können.
Das führt dazu, dass du immer wieder an andere Dinge denkst und dich nur schwer auf die Aufgaben konzentrieren kannst.
Leben im Energiesparmodus
Der dritte Grund ist, dass wir Menschen von Natur aus Energie sparen wollen.
Weil wir früher in der Wildnis keine Supermärkte vor der Tür hatten und Essen teilweise sehr schwer zu finden war, haben wir es immer noch tief in uns verankert möglichst wenig Energie zu verbrauchen. Einfach um nicht zu verhungern.
Das Problem ist: Unser Gehirn verbraucht grundsätzlich sehr viel Energie.
Obwohl das Gehirn nur ca. 2 % deines Körpergewichts ausmacht, ist es für ca. 20 % deines täglichen Energieverbrauchs verantwortlich.
Wenn wir uns sehr konzentrieren, verbraucht das Gehirn sogar noch mehr Energie.
Denn es werden mehr Neuronen aktiviert, diese versenden mehr Signale und das Gehirn verbraucht dabei mehr Energie.
Weil es so viel Energie verbraucht, schaltet sich öfters unser instinktiver Drang danach Energie zu sparen ein. Das bringt uns dazu lieber entspanntere Dinge zu tun als sich stark zu konzentrieren.
Wie sich das auf das Lernen überträgt
Erfahrungsgemäß sind diese drei Punkte die Ursache für 99% all unserer Konzentrationsprobleme.
Es ist total falsch zu denken, wir hätten nur eine Aufmerksamkeitsspanne von ein paar Sekunden und könnten nichts dagegen tun.
Stattdessen sind die Gründe für unsere Konzentrationsprobleme relativ simpel.
Und das zu wissen, verändert alles.
1) Der richtige Start
Im ersten Grund ging es darum, dass wir innerhalb von Sekunden bewerten, ob wir unsere Zeit mit diesen Inhalten verbringen wollen oder nicht.
Wenn wir uns ans Lernen machen bewerten wir deshalb ebenfalls unterbewusst, ob wir damit unsere Zeit verbringen wollen oder nicht.
Wir setzen uns an den Schreibtisch, versuchen uns durch die Inhalte zu arbeiten und schweifen meistens schon nach wenigen Minuten ab.
Spätestens in diesem Moment gehen wir davon aus, dass das Lernen also nicht unsere Zeit wert ist. Weil es langweilig ist.
Aber es gibt hier einen wichtigen Punkt zu beachten:
Unsere Konzentration ist vergleichbar mit einem Muskel. Sie muss erst einmal warm werden und ist nicht direkt voll leistungsfähig.
Deshalb wäre es falsch basierend auf den ersten paar Minuten zu entscheiden, dass Lernen dir zu langweilig ist.
Nutze die ersten Minuten stattdessen immer, um die Aufgaben für die kommenden Stunden festzulegen und denk dich erstmal entspannt rein.
Lies dir die Aufgaben durch, mach dir erste Gedanken dazu oder überflieg mal kurz das gesamte Skript.
So hast du genug Zeit dich gedanklich vorzubereiten, findest besser in eine Konzentrationsphase und kannst dann auch länger bei der Sache bleiben.
Um vor allem am Anfang des Tages besser reinzufinden, kannst du dir zusätzlich ein Startritual überlegen.
Also eine Reihe an Sachen, die du immer machst wenn du mit dem Lernen anfängst.
Bei mir ist das: Schreibtisch frei räumen, Laptop anschließen, Beleuchtung anmachen & Kopfhörer aufsetzen.
Weil ich ich diese Sachen jedes Mal mache bevor ich anfange, mache ich mich gedanklich schon bereit mich gleich zu konzentrieren. Und dadurch komme ich dann auch leichter in eine Phase voll Konzentration.
Übrigens, beim Thema Kopfhörer aufsetzen gibt es einen neurowissenschaftlichen Bonustipp: Im Voraus 5-10 Minuten lang Binaural Beats zu hören hilft, um schneller konzentriert zu werden.
Denn das hilft auch dabei die Gehirnwellen auf Konzentrationsphasen vorzubereiten.
2) Langfristig konzentriert bleiben
Die größten Schwierigkeiten entstehen vor allem, sobald du angefangen hast dich zu konzentrieren.
Denn dann gibt es hunderte Gründe, weshalb deine Konzentration wieder nachlassen könnte.
Vor allem Ablenkungen durch unser Handy sind für die meisten das Hauptproblem
Zwischendurch nicht ans Handy zu gehen ist extrem wichtig, da es auf verschiedenste Weise deine Konzentration sabotiert:
- Durch den gedanklichen Wechsel von Lerninhalten zu WhatsApp verlierst du deinen Flow. Du denkst dann über ganz andere Dinge nach und musst im Anschluss wieder komplett neu reinfinden. Und das klappt nicht immer.
- Deine Motivation etwas zu tun folgt stets deiner Aufmerksamkeit. Wenn du deine Aufmerksamkeit kurzzeitig auf etwas anderes richtest, richtet sich auch deine Motivation auf diese neue Sache. Im Anschluss hast du viel weniger Lust zu der vorherigen Aufgabe zurückzukehren und es fällt dir umso schwerer dich darauf zu konzentrieren.
Ein weiterer Aspekt, um langfristig konzentriert zu bleiben ist die Dauer deiner Konzentrationsphasen.
Ähnlich wie beim Aufwärmen musst du dir deine Konzentration auch hier wie einen Muskel vorstellen. Denn deine Konzentration braucht Erholung.
Unsere Konzentrationsphasen folgen dem Ultradianen Rhythmus. Die optimale Länge für unsere Konzentrationsphasen liegt daher bei bis zu 90 Minuten (Laut Dr. Andrew Huberman)
Wenn du merkst, dass deine Konzentration schon nach 30 oder 60 Minuten nachlässt, dann mach früher eine Pause.
Ähnlich wie bei Muskeln, kannst du auch deine Konzentration auf Dauer trainieren, um länger konzentriert zu bleiben.
Zuletzt ist es wichtig auf Ziele hinzuarbeiten.
Ohne Ziele erkennst du keinen Fortschritt.
Und ohne das Gefühl von Fortschritt verlierst du die Motivation.
Deshalb ist es so wichtig dir im Voraus einen kurzen Überblick darüber zu verschaffen, was du erledigen möchtest.
In meinem Study System habe ich dafür neben vielen anderen Features einen extra Lernplan für dich vorbereitet. Den erstelle ich mir immer am Anfang von einer Lernsession und arbeite die Aufgaben dann nach und nach ab.
3) Langfristig bessere Konzentration entwickeln
Außer deine Konzentration zu trainieren, kannst du noch einen weiteren Aspekt beachten, um für immer besser konzentriert zu sein.
Dieser Aspekt bezieht sich auf den zweiten Grund, den wir zu Anfang besprochen haben: Langeweile.
Anders als die meisten denken, ist Langeweile ein wichtiger Teil unseres Lebens.
Wenn uns langweilig ist, haben wir Zeit unsere Gedanken zu sortieren, neue Informationen zu verarbeiten und neue Ideen zu kriegen.
Und mit Langeweile meine ich im Endeffekt nur Ruhe. Zeiten in denen man möglichst wenig neue Eindrücke kriegt und stattdessen einfach frei denken kann.
Glaub mir, das hilft nicht nur deiner Konzentration, sondern tut dir auch grundsätzlich gut.
Wenn du all das verstanden hast, …
Wenn du all das gewissenhaft durchgelesen hast und die verschiedenen Action Steps umsetzt, wirst du in sehr kurzer Zeit krasse Veränderungen in deiner Konzentration sehen.
Ich hoffe das hat dir geholfen.
Luis